Estricharten

Estricharten im Vergleich

Estriche – schwimmend, Fliessend oder trocken

Rauhe Oberflächen von Betonböden und Massivdecken sind meist ungeeignet für das Verlegen des Bodenbelags. Um Unebenheiten zu beseitigen, wird deshalb eine Ausgleichsschicht von einigen Zentimetern Dicke benötigt, den Estrich eben. welcher Estrich für welchen Belag geeignet ist Lesen Sie hier!

Zementestrich

Zementestrich (ZE) ist die am meisten verwendete EstrichArt. Fast jeder zweite Estrich ist ein Zementestrich. Dies liegt an seinen universellen Einsatzmöglichkeiten und seinen ausgezeichneten Eigenschaften. Zement-Estrich hat gute Festigkeitswerte, ist unempfindlich gegen Feuchtigkeit und kann daher im Innen- und Außenbereich verlegt werden und ist zudem als Heizestrich geeignet. Der Nachteil von Zementestrich ist, dass er erst nach 20-30 Tagen belegreif ist. Der Estrich besteht aus Wasser, Sand der Körnung 0-8 oder 0-16 (Durchmesser des größten Sandkorns in mm) sowie Normzement. Eventuell kommt noch ein Hartstoffzuschlag hinzu. Die DIN teilt Zementestriche in acht Festigkeitsklassen zwischen ZE 12 bis ZE 65 ein. Die Ziffern geben dabei an, mit wieviel Druck (in Newton pro mm²) der Estrich belastet werden kann. Für einen schwimmenden Estrich im Wohnungsbau wird beispielsweise ein Estrich ZE 20 verwendet.

Anhydritestrich

Stark im Kommen in den vergangenen Jahren war der Anhydritestrich (AE). Das liegt daran, dass der Estrich eine kürzere Bauzeit (früh begeh- und belastbar) benötigt, ökologisch und biologisch unbedenklich ist und sich sauber und ohne extremen körperlichen Einsatz einbringen lässt. Anhydrit-Fließestrich (AFE) eignet sich hervorragend als Heizestrich, da er optimale Wärmeleit- und Wärmespeicherfähigkeit besitzt und nicht brennbar sowie spannungsarm ist. Zudem kann schon nach sieben bis zehn Tagen mit der Aufheizung begonnen werden. Nicht geeignet ist der Estrich für den Außenbereich, da er empfindlich gegen Feuchtigkeit ist. Dementsprechend darf er auch nicht in Nassräume, als Nutzestrich ohne Belag oder als Verbundestrich bei Dampfdiffusion aus dem Untergrund verwendet werden. Anhydritestrich besteht aus Wasser, Sandkies 0-8 mm und Anhydrit-Binder. Der Estrich wird in vier Festigkeitsklassen von AE 12 bis AE 40 angeboten. Im Wohnungsbau wird der Estrich AE 20 verwendet. Die Ziffern bezeichnen wiederum die Druckfestigkeit in N/mm².

Magnesiaestrich

Einen sehr geringen Marktanteil hat der Magnesia-Estrich (ME). Dafür hat dieser Estrich einige Eigenschaften, die ihn für spezielle Anforderungen prädestinieren. Magnesiaestrich ist elektrisch leitfähig sowie nahezu staubfrei und daher für Antistatikböden geeignet. Zudem hat der Estrich eine hohe Schall- und Wärmedämmfähigkeit. Da er hoch widerstandsfähig gegen Schlag und Stoß ist, wird der Estrich für Böden mit hoher mechanischer Belastung verwendet. Ein weiterer Vorteil ist seine Beständigkeit gegen Mineralöle, Lösemittel und Treibstoffe. Dagegen ist der Magnesiaestrich empfindlich gegen hohe Dauerfeuchtigkeit und nicht im Außenbereich und in Nassräumen einsetzbar. Magnesiaestrich besteht aus Magnesiumchlorid in wässriger Lösung, Magnesia und einem Zuschlagstoff (Weichholzspäne, Textilfasern, künstliche Hartstoffe, Papier-Korkmehl, Quarzsand) je nach Beanspruchung. Magnesiaestriche werden nur durch Spezialfirmen ausgeführt. Sie sind in sieben Festigkeitsklassen zwischen ME 5 und ME 50 eingeteilt. 

Gussasphaltestrich

Wenig hergestellt wird auch der Gussasphaltestrich (GE). Dabei sprechen einige Eigenschaften deutlich für ihn. Die Verlegung kann unabhängig von Witterung und Temperatur erfolgen und es entsteht keine längere Wartezeit, da nach dem Erkalten des Gussasphaltestrichs sofort mit den weiteren Arbeiten begonnen werden kann (belegreif bereits nach einem Tag). Der Estrich hat zudem gute Wärme- und Schallschutzeigenschaften, ist geruchlos, staub- und wasserfrei und nahezu dampfdicht. Daher ist er auch sehr gut in Nassräumen zu verwenden. Gussasphaltestrich besteht aus Bitumen oder Bitumen plus Naturasphalt, Splitt, Sand und Füller (Gesteinsmehl). Im Unterschied zu den anderen Estricharten, wird Gussasphaltestrich nach seiner Härte klassifiziert. Die Härte hängt ab von Menge und Art des Füllmaterials sowie von der Temperatur des Estrichs. Eingeteilt wird der Estrich in vier Klassen von GE 10 (hart) bis GE 100 (weich). Für Estriche im Verbund oder auf Trennlage (in beheizten Räumen) wird die Härteklasse GE 15 oder GE 10 gefordert. Gussasphaltestrich ist auch als Heizestrich geeignet. 

Einbau- und Verlegetechnik bei Estrichen

Fließestrich

Dies ist ein Estrich, der sich durch leichten Einbau und die selbstnivellierende Oberfläche auszeichnet. Der werkgemischte Trockenmörtel wird z.B. in Silos angeliefert und an der Baustelle unter Zugabe von Wasser mit entsprechenden Mischpumpen zur Einbaustelle gefördert. Fließestrich wird ohne große körperliche Anstrengung und Verdichtungsaufwand eingebaut. Das Abziehen der Oberfläche entfällt. Als Fließestrich eignet sich besonders der Anhydritestrich, aber auch Zementestrich wird als Fließestrich geliefert und eingebaut. Fließestriche können nach zwei Tagen begangen und nach fünf Tagen belastet werden. Bei allen Fließestrichen ist auf eine ausreichend lange Austrocknungszeit zu achten. 

Trockenestrich

Dieser wird auch Trockenunterboden oder Fertigteilestrich bezeichnet, besteht aus vorgefertigten Elementen in Form von Platten, die im Verband verlegt und im Fugenstoß verklebt werden. Die einzelnen Elemente bestehen zum Beispiel aus zwei bis drei miteinander verklebten Gipskartonplatten, aus Gipsfaserplatten oder Holzspanplatten. Wahlweise besitzen viele Platten eine aufkaschierte Dämmstoffschicht aus Polysterol-Schaum auf der Plattenunterseite. Trockenestrichsysteme sind leicht zu verlegen, sofort begehbar und bringen keine Feuchtigkeit in das Gebäude ein.

Estrich Ausführungen

Verbundestrich (V)

Verbundestrich ist ein im Verbund mit dem tragenden Untergrund hergestellter Estrich. Er kann unmittelbar als Boden wie z.B. in Keller- und Abstellräumen oder Garagen genutzt werden. Der Verbundestrich kann zusätzlich auch mit einer Beschichtung oder einem Belag versehen werden. Als Verbundestrich eignen sich alle Estricharten. Die Estrichdicken liegen üblicherweise je nach Nutzungszweck, Estrichart und Korngröße des Zuschlages zwischen 20 mm und 70 mm. Der Verbundestrich wird nach verwendetem Bindemittel, der Festigkeits- und Härteklasse, der Estrichkonstruktion und der Dicke bezeichnet (z.B. Estrich DIN 18560 – ZE 20 – V 30). 

Estrich auf Trennschicht (T)

Dieser Estrich ist durch eine Zwischenlage vom Untergrund getrennt. Er eignet sich unmittelbar als Boden sowie zur Aufnahme einer Beschichtung oder eines Belages wie z.B. in Heizräumen, Wasch- und Trockenräumen oder Lagerräumen. Als Estrich auf Trennschicht eignen sich alle Estricharten. Als Trennschichten werden Polyethylenfolien, Bitumenpapier oder Rohglasvliesbahnen verwendet. Sie sind, außer bei Gussasphalt, zweilagig zu verlegen. Eine Lage kann bei Untergeschossräumen beispielsweise auch als Abdichtung gegen aufsteigende Feuchtigkeit ausgeführt werden. Durch die zweilagige Verlegung der Trennschicht wird die Entkopplung des Estrichs vom Untergrund gesichert und eine spannungsfreie Bewegung auf der Unterlage ermöglicht. Ein umlaufend fünf Millimeter dicker Trennstreifen an den Wänden verhindert eine Einspannung. Die Estrichmindestdicken betragen bei Gussasphaltestrich 20 mm, bei Anhydritestrich 30 mm und bei Zementestrich 35 mm. Estrich auf Trennschicht wird, analog dem Verbundestrich, z.B. wie folgt angegeben: Estrich DIN 18560 – GE 15 – T 25. 

Estrich auf Dämmschicht (S)

Dies ist der schwimmende Estrich. Er wird über einer Dämmschicht eingebaut und hat keine unmittelbare Verbindung mit den angrenzenden Bauteilen, er schwimmt sozusagen. Der schwimmende Estrich ist eine Konstruktion, die den Anforderungen sowohl des Schallschutzes als auch des Wärmeschutzes dienen muß. Er dient insbesondere zur Verbesserung der Trittschalldämmung. Als schwimmender Estrich können alle Estricharten verwendet werden. Der Estrich ist auch für die Lastverteilung über dem Dämmstoff zuständig. Der Dämmstoff kann je nach erforderlicher Dicke ein- oder mehrlagig sein. Als Dämmschichten werden Dämmstoffe aus mineralischen und pflanzlichen Fasern sowie aus Schaumkunststoffen wie Polysterol und Polyurethan (PUR) verwendet. Dabei ist auch eine kombinierte Trittschall- und Wärmedämmung aus zwei Einzellagen möglich. Beim mehrlagigen Einbau von Dämmschichten ist auf einen Versatz der Plattenstöße sowohl in Längs- als auch in Querrichtung zu achten. Als Dämmstoffabdeckung werden Polyethylenfolien oder Bitumenpapier verwendet. Die Estrichdicken sind von der Dicke der Dämmstoffschicht, deren Zusammendrückbarkeit sowie dem Belag abhängig. Die Dicke bei Gussasphaltestrich beträgt mindestens 20 mm, bei Anhydrit- und Zementestrich 35 mm. Der schwimmende Estrich wird beispielsweise folgendermaßen angegeben: Estrich DIN 18560 – AE 20 – S 40. 

Heizestrich (S-H)

Heizestrich ist ein schwimmender Estrich, der zur Aufnahme von Heizelementen für die Raumheizung sowie der Wärmespeicherung dient. Je nach Lage der Heizelemente werden Heizestriche in die Bauarten A, B, C unterteilt. 
Bauart A: Heizelement innerhalb der Estrichschicht. 
Bauart B: Heizelement innerhalb der profilierten Dämmschicht. 
Bauart C: Heizelement innerhalb der separaten Estrichausgleichsschicht. 

Der Heizestrich muss grundsätzlich den Anforderungen des schwimmenden Estrichs genügen. Die Dicke der Estrichschicht richtet sich nach der Bauart. Die Überdeckung der Heizelemente muss jedoch mindestens 45 mm betragen. In der Bezeichnung des Heizestrichs wird zunächst der verwendete Estrich mit der Festigkeitsklasse angegeben (hier ZE 20). Es folgen die Konstruktionsbezeichnung (S) und Überdeckungshöhe der Heizelemente (hier 50). Der Zusatz H steht für Heizestrich. (Estrich DIN 18560 – ZE 20 – S 50 – H).

Rohrleitungen unter schwimmenden Estrichen

Wärmegedämmte Rohrleitungen im Fußbodenaufbau bergen verschiedene Risiken in sich. Zum einen treten Probleme in Verbindung mit der Trittschall- und Wärmedämmung auf. Größere Probleme bereiten jedoch die hohen statischen und dynamischen Belastungen der Estrichplatte, die insbesondere bei Einzellasten (z.B. unter dem Fuß eines Schrankes) auftreten. Diese Belastungen führen zu grabenförmigen Einsenkungen, Durchbrüchen und Rissen, die durch die gesamte Estrichplatte hindurchgehen und den Estrich in einzelne Flächen zerteilen können. Um dies von vornherein zu verhindern, müssen einige Grundregeln bei der Verlegung von gedämmten Rohrleitungen in Fußbodenaufbauten eingehalten werden: 
Die maximale Unterbrechung der Dämmschichten unter der Estrichplatte durch Rohrtrassen bei 40 mm-Estrichen beträgt mindestens 120 mm. Ist die Rohrtrasse geringer, muss die Estrichdicke erhöht werden. Rohrleitungen sind parallel zu den Wänden zu verlegen und müssen einen Abstand zur Wand von 200 mm in Fluren und 500 mm in Wohnbereich haben. Dies bedeutet, daß die Rohrleitungen auch rechtwinklig in die Wände münden. Außerdem müssen Rohrleitungen wärmegedämmt und körperschallentkoppelt verlegt sowie akkustisch entkoppelt befestigt werden.